Die Turmkapelle

Christus spricht:
Was ihr einem von diesen meinen geringsten Geschwistern getan habt, das habt ihr mir getan.

(Matthäus 25,40)

Nach dem Luftangriff auf Hildesheim wurde im März 1945 auf Geheiß des damaligen Gemeindepastors die Christuskirche als Zwangsarbeiterlager genutzt. Die bereits von Sklavenarbeit vorgeschädigten Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern Europas hätten Zuwendung und Hilfe gebraucht, wurden hier aber unter menschenunwürdigen und alle christliche Nächstenliebe verleugnenden Umständen interniert. Viele von ihnen verstarben noch kurz vor der Befreiung und dem Ende des Krieges. Ihre Namen wurden nicht erfasst. Ihre sterblichen Überreste wurden auf dem Nordfriedhof ohne religiöses Geleit beigesetzt.

Wir schämen uns dafür, dass unsere Gemeinde damals so sehr an der Menschlichkeit und im Glauben an den Gekreuzigten versagt hat. Was geschehen ist, kann kein Mensch wieder gutmachen, aber wir hoffen auf Gottes Reich für die Opfer und auf Vergebung für die Täter und Gleichgültigen.

Wir gedenken all der Opfer von Krieg und Gewalt damals und heute und bitten Gott um den Mut, ihn in der Liebe zu jedem Menschen zu bekennen.

Der Kirchenvorstand der Christuskirche,
Volkstrauertag 2023

Die Zeit im Nationalsozialismus

Während des Krieges wurde die Kirche zeitweise als Lager für russische und polnische Kriegsgefangene umfunktioniert und wurde erst 1950 wieder seinen eigentlichen Zwecken als Gotteshaus zugeführt.

Der braune Pastor und die Zwangsarbeiter

Besuch von Donato Diez in der Christuskirche

Der international renomierte Künstler Donato Diez besuchte anlässlich seiner Ausstellung in Hildesheim die Christuskirche. In einigen Kirchen der Region und in Hildesheim stehen große und kleine Skulpturen von ihm, z.B. auf dem Universitätscampus, im Helios Klinikum und an der Michaeliskirche.

Im neu gestalteten Eingangsbereich unserer Kirche lädt eine Pieta von Donato Diez zum andächtigen Verweilen ein. Als 1993 Waltraut Berger, eine langjährige Kirchenvorsteherin starb, hat der damalige Kirchenvorstand ihr Vermächtnis dazu verwendet, diese Figurengruppe im Gedenken an sie zu erwerben. Die Skulptur zeigt einen Mann, der eine weibliche Figur auf den Knien trägt. Darin sehen manche Betrachter:innen einen barmherzigen Samariter: Wir werden getragen in der Liebe, in der Krankheit, im Sterben.

Kommen Sie in den Vorraum unserer Kirche! Nehmen Sie sich bitte Zeit, zünden eine Kerze an und lassen sich von der Pieta der besonderen
Art inspirieren. In der klassischen Pieta trägt Maria den toten Jesus auf dem Schoß.
Gertrude Bochert